Die Differentialdiagnostischen Untersuchungsmethoden in der klinischen Routine der Hals- Nasen- Ohrenmedizin sind sehr umfangreich. Folgende Stichwortsammlung mit einer kurzen Erläuterung soll Ihnen einen Überblick geben und Ihnen beim Gespräch mit Fachleuten, die allzugerne in Abkürzungen und Fachwörtern sprechen, eine kleine Orientierung bieten.
Screening Untersuchung:
Ein Screening ist eine s.g. Aussonderungsuntersuchung. Bei diesen Schnelltestverfahren wird lediglich festgestellt, ob ein Kind normal reagiert oder nicht. Fällt das Testergebnis nicht in den Normbereich, wird das Kind als auffällig eingestuft und es werden weitere Untersuchungen eingeleitet. Besonders das Neugeborenen Hör-Screening bedient sich dieser Aussonderungsuntersuchungen.
Bestimmungsuntersuchung:
Bei diesen Untersuchungen wird versucht möglichst genau zu ermitteln in welchem Bereich und in welchem Umfang eine Beeinträchtigung besteht. (z.B. bei der Ermittlung der exakten Hörschwelle)
Audiometrie:
Unter Audiometrie versteht man alle Mess- und Untersuchungsverfahren des Hörvermögens.
Objektive Audiometrie:
Unter der objektiven Audiometrie versteht man alle diejenigen Hörprüfungen, die ohne die aktive Mitarbeit des Patienten durchgeführt werden können. Speziell in der Kinderaudiomtrie ist diese Unterscheidung wichtig, da bei einem Säugling andere Hörprüfungen zum Einsatz kommen, als bei einem Schulkind.
Mittelohrdiagnostik:
In der Mittelohrdiagnostik werden alle Untersuchungen zusammengefasst, die die Funktion des Mittelohrs bestimmen. Liegt im Mittelohr eine Funktionsbeeinträchtigung vor, wirkt sich das auf die Schallleitung vom äußeren Ohr zum Innenohr aus und vermindert das Hörvermögen.
Tympanometrie:
Bei der Tympanometrie wird die Beweglichkeit des Trommelfells untersucht. Je nach Muster der Beweglichkeitsveränderung kann man Rückschlüsse auf Krankheiten des Mittelohres ziehen.
Stapediusreflex Messung:
In unserem Ohr gibt es einen Reflex der uns vor sehr lauten Schallereignissen schützen soll. Dieser Reflex wird ab einer gewissen Lautstärke ausgelöst und verändert die Beweglichkeit der Schalleitungskette. In einem speziellen Test wird ermittelt, ob diese Reflexe auslösbar sind. Man erhält auch hier Anhaltspunkte für die differenzierte Diagnose einer Schwerhörigkeit.
Otoakustische Emissionen (OAE):
Man konnte feststellen, dass unser Innenohr nicht nur Schall zur weiteren Verarbeitung aufnimmt, sondern auch Schall wieder aus dem Innenohr nach aussen gelangen kann. Dies geschieht aufgrund von aktiven Prozessen des gesunden Innenohres. Der Schall der aus dem Innenohr wieder nach aussen abgegeben wird, kann mit sehr empfindlichen Mikrofonen gemessen werden. Anhand der gemessenen Schallwellen kann man beurteilen, ob das Innenohr normal arbeitet oder eine Auffälligkeit vorhanden ist. Da diese Untersuchung sehr schnell und einfach durchführbar ist, werden die OAEs oft als Screening Tests eingesetzt.
TOAE:
Die transienten otoakustischen Emissionen sind eine besondere Variante der OAE-Messungen mit einem speziellen Testsignal und einem ganz bestimmten Antwortmuster des Innenohres.
DPOAE:
Die Distorsionsprodukt-Emissionen sind eine weitere besondere Variante der otoakustischen Emissionen, bei der auch wieder sehr spezielle Testsignale eingesetzt werden und nach einem bestimmten Antwortmuster des Innenohrs gefahndet wird.
Akustisch Evozierte Potentiale (AEP):
Akustisch evozierte Potentiale sind Untersuchungsergebnisse der s.g. Hirnstammaudiomtrie. Dabei gibt es mehrere gebräuchliche Bezeichnungen und Abkürzungen. Hier nur eine kleine Auswahl: ERA, BERA, Notched Noise BERA Click BERA, CERA, AEP, ABR.
Bei der Schallverarbeitung ist nicht nur alleine das Ohr zuständig, sondern auch unser Gehirn und die Nervenbahnen zum Gehirn. Bei der Hirnstammaudiometrie stimuliert man das Ohr mit verschiedenen akustischen Signalen und ermittelt, ob diese Signale in Nervenimpulse umgewandelt wurden und zum Gehirn weitergeleitet wurden. Zur Registrierung dieser Nervenimpulse macht man sich eine Untersuchungsmethode ähnlich dem EEG aus der Neurologie zunutze. Da die Messaparate sehr empfindlich sind und unzählige Nervenimpulse im Gehirn ankommen, muss die Untersuchung unter Umständen in Narkose oder unter dem Einfluss behruhigender Medikamente (Sedierung) durchgeführt werden.
Click BERA:
Die Click-Bera ist eine besondere Variante der Hirnstammaudiometrie (AEP). Dabei wird dem Ohr ein s.g. Click-Impuls angeboten (ein spezielles akustisches Signal) und es werden die entsprechenden Nervenpotentiale abgeleitet. Bei dieser Untersuchung erlaubt das Testergebnis keine Aussage darüber in welchem Frequenzbereich die Schwerhörigkeit genau vorliegt.
Notched Noise BERA (NN BERA):
Bei dieser speziellen Hirnstammaudiometrie werden dem Ohr tiefe, mittlere und hohe Töne angeboten. Sind entsprechende Nervenpotentiale ableitbar lässt sich sehr viel genauer diagnostizieren in welchem Frequenzbereich eine Schwerhörigkeit vorliegt.
Subjektive Audiometrie:
Unter der subjektiven Audiometrie versteht man alle diejenigen Hörprüfungen, die eine aktive Mitarbeit des Patienten voraussetzen. Man erklärt und übt den Testablauf mit dem Kind und ist auf die Antwort des Kindes angewiesen.
Reaktionsbeobachtungs Audiometrie:
Bei dieser Hörprüfungsmethode wird anhand der Beobachtung der Reaktionen eines Kindes auf akustische Reize, Rückschlüsse auf das Hörvermögen gezogen. Diese Tests kommen vor allem bei Säuglingen und Kleinkinder zum Einsatz, die noch zu klein sind für die Spielaudiometrie. Dabei achtet man besonders auf die Kopfdrehung zur Schallquelle, Lauschreaktionen, Augenbewegungen usw. Die Interpretation von Hörreaktionen erfordern viel Erfahrung und unterliegen dennoch einer gewissen Unsicherheit.
Konditionierte Spielaudiometrie:
Bei der konditionierten Spielaudiometrie werden dem Kind verschiedene Signale angeboten. In einer Übungsphase (Konditionierung) lernt das Kind die Signale kennen und führt immer eine genau festgelegte Spielhandlung aus, sobald das sicher gehörte Signal erneut zu hören ist. Die Spielaudiometrie lässt sich oft schon mit Kindern ab dem 2-3 Lebensjahr durchführen.
Tonaudiometrie:
Bei der Tonaudiometrie wird das Gehör mit reinen Sinustönen getestet. Dabei wird eine s.g. Hörschwelle in den verschiedenen Tonbereichen ermittelt.
Sprachaudiometrie:
Bei der Sprachaudiometrie wird getestet, wie gut das Sprachverstehen bei verschiedenen Lautstärken ausfällt. Der Patient muss bei diesem Test Wörter nachsprechen. Für Kinder gibt es spezielle Tests, die dem Wortschatz der verschiedenen Altersstufen versuchen gerecht zu werden.
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