Medizin
Wie funktioniert das Hören?
1. Schall wird von der Ohrmuschel aufgefangen, gebündelt und gelangt durch den Gehörgang zum Trommelfell. Das Trommelfell beginnt durch den Schall zu schwingen.
2. Die mit dem Trommelfell verbundene Gehörknöchelchenkette aus Hammer, Amboß und Steigbügel wird ebenfalls in Bewegung versetzt.
3. Der Steigbügel, das letzte Glied in der Übertragungskette, transportiert die Schwingung in die Innenohrflüssigkeit der Hörschnecke.
4. In der Schnecke (Cochlea) wird die Flüssigkeitsbewegung an den Haarsinneszellen in ein komplexes Nervensignal umgewandelt.
5. Über den Hörnerv gelangt das elektrische Signal zum Hörzentrum des Gehirns. Auf dem Weg zum Gehirn werden die Nervenimpulse ausgewertet und interpretiert. Es entsteht eine Hörwahrnehmung
Was für Schwerhörigkeiten gibt es?
Es werden drei prinzipielle Arten einer Hörbeeinträchtigung unterschieden.
Schallleitungsschwerhörigkeit
Betroffen ist das äußere Ohr und/oder das Mittelohr. Der Schall kann nicht mehr optimal an das Innenohr weitergeleitet werden.
Schallleitungsschwerhörigkeiten können z.B. durch akute Mittelohrentzündungen mit Paukenerguss, Tubenfunktionsstörungen oder Verletzungen des Trommelfells oder der Gehörknöchelchenkette entstehen.
Symptome: Geräusche und Sprache werden leiser wahrgenommen.
Schallempfindungsschwerhörigkeit
Betroffen ist das Innenohr. Die Haarsinneszellen sind geschädigt und können den Schall nicht mehr oder nur unzureichend in Nervensignale umwandeln.
Innenohrschwerhörigkeiten können durch Lärm, Nebenwirkungen von Medikamenten, Infektionen und Hörstürze entstehen, oder sind erblich bedingt.
Symptome: Geräusche sind leiser oder gar nicht mehr zu hören und Sprache wird undeutlich oder verzerrt wahrgenommen.
Zentrale Schwerhörigkeit
Betroffen ist das Hörzentrum im Gehirn bzw. Teile des Hörnervs. Die Ursache ist oft nicht eindeutig feststellbar, ein Akustikusneurinom kann z.B. für zentrale Hörschädigungen verantwortlich sein.
Symptome: Geräusche können schlecht lokalisiert werden, Sprache ist extrem schlecht in geräuschvollen Situationen zu verstehen, die Merkfähigkeit für das Gehörte z.B. Zahlen ist stark eingeschränkt.
Warum ist das gute Hören wichtig?
Ist eine Hörschädigung bereits im Kindesalter vorhanden, so ist dies nicht nur ein reines Problem des Sinnesorgans. Bleibt eine hochgradige Schwerhörigkeit unbehandelt, so können sich die Probleme auch auf folgende Bereiche ausweiten:
Wahrnehmungsprobleme: Geräusche können nicht adäquat erkannt werden.
Sprechprobleme: Sprache kann erst durch die akustische Kontrolle des Gehörs erlernt werden.
Kommunikationsprobleme: Gedanken und Äußerungen der Mitmenschen können nicht immer vollständig erfaßt werden.
Emotionale Probleme: Bedürfnisse des Kindes können nicht verbal befriedigt werden. Es kann sich nur schwer mitteilen. Es ist nicht immer in der Lage Reaktionen des Umfeldes zu durchschauen und selbst Einfluß zu nehmen. Das Kind erlebt sich als abhängig und unverstanden, woraus ein geringes Selbstwertgefühl resultieren kann.
Soziale Probleme: Das Kind hat Schwierigkeiten ein angemessenes Verhalten zu den Mitmenschen zu erlernen. Ein schwach ausgeprägtes Selbstbild kann zu Verhaltensauffälligkeiten bis hin zu Aggressivität führen.
Kognitive Probleme: Ein Kind ohne Sprache lernt seine Welt nur über das konkrete Hier und Jetzt kennen, abstrakte Ideen, Informationen über vergangene Zeiten usw. werden schlechter erfaßt.
Intelligenz Probleme: Eine eingeschränkte Sprachkompetenz und geringere kognitive Leistungen bedeuten gemäss der Definition von Intelligenz auch hier eine Verminderung.
Berufliche Probleme: Ein Jugendlicher mit schlechter Sprachkompetenz, geringerem Allgemeinwissen und schlechten sozialen Umgangsformen ist bei der Berufs- und Arbeitsfindung deutlich benachteiligt.
Anhand dieser kurzen Aufzählung wird deutlich, wie wichtig das gute Hören für eine normale Entwicklung des Kindes ist.
Ergebnisse aus der medizinischen Forschung belegen, daß sich das Hören bzw. Hörnerv und Hörzentrum in sehr frühen Jahren besonders intensiv entwickelt. Entgehen dem Gehirn Hörreize aufgrund der Schwerhörigkeit stagniert die Entwicklung und ist in späteren Jahren auch durch intensive Förderung kaum mehr anzustoßen. Aus medizinischer Sicht ist daher das frühzeitige Erkennen einer Hörbeeinträchtigung enorm wichtig. Ist eine Schwerhörigkeit diagnostiziert sollte auch keine Zeit verloren werden und so schnell wie möglich ein geeignetes Hilfsmittel angepaßt werden.
Hier bewahrheitet sich das bekannte Sprichwort "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr." auf sehr eindrucksvolle Weise.